Neumueller notiert: Friedrich Merz - Zweiter Wahlgang, aber erste Wahl?!

Neumueller notiert: Friedrich Merz – Zweiter Wahlgang, aber erste Wahl?!

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Es ist geschafft. Friedrich Merz sitzt endlich auf dem Chefsessel im Kanzleramt. Zugegeben, er brauchte dafür zwei Anläufe – aber seien wir ehrlich: Wann haben wir zuletzt etwas wirklich Bedeutendes gleich im ersten Versuch hinbekommen? Genau, der Berliner Flughafen lässt grüßen.

Kaum war das Ergebnis bekannt, liefen die Meinungsmaschinen heiß. „Geschwächt!“, „Wackelkandidat!“, unkten die üblichen Verdächtigen. Dabei kennt man das aus der Wirtschaft doch ganz anders: Ein neuer CEO tritt an, stellt sein Team vor, und die Stakeholder applaudieren höflich, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter und murmeln etwas von „guter Wahl“ und „frischem Wind“. Da fragt keiner, ob es einen zweiten Anlauf brauchte – wichtig ist, dass der Neue liefert.

Apropos Team: Friedrich Merz präsentiert eine Regierungsmannschaft, wie sie bunter, frischer und kompetenter kaum sein könnte. Eine fast paritätische Besetzung? Check. Frische Ideen aus Wirtschaft und Gesellschaft? Check. Sympathische Gesichter, die man nicht schon seit Jahrzehnten kennt? Doppelcheck! Man stelle sich kurz vor, die gleiche Mannschaft würde morgen den Vorstand eines DAX-Konzerns übernehmen – Analysten wären euphorisch, Aktionäre würden spontan Dividenden feiern, und der Wettbewerb wäre nervös.

Natürlich, die Politik wäre nicht die Politik, wenn nicht irgendjemand sofort das Haar in der Suppe suchen würde. Da werden die Stimmen gezählt, erneut gezählt und misstrauisch beäugt – ganz so, als würde man Friedrich Merz bei der Steuererklärung kontrollieren. Vielleicht hilft ja ein Blick über den Atlantik: Dort hat man gerade ganz andere Sorgen mit Präsidenten, die ihren ersten Wahlgang gewinnen, aber danach vergessen, warum eigentlich. Dagegen ist ein Kanzler, der zwar etwas stockend startet, dafür aber weiß, wohin er will, doch geradezu ein Hoffnungsträger.

Geben wir Friedrich Merz und seinem Team also ruhig die üblichen 100 Tage Schonfrist – oder besser noch 101, damit er nach dem zweiten Wahlgang auch hier ein bisschen extra Spielraum hat. Lassen wir ihn arbeiten, lassen wir ihn liefern. Wenn er Deutschland nach vorne bringt, kümmert sich bald niemand mehr darum, wie viele Anläufe er dafür gebraucht hat. Erinnern wir uns doch alle für einen kurzen Moment an einen bekannten Satz von Winston Churchill: „Success is not final, failure is not fatal: it is the courage to continue that counts.“