Die Corporate Governance familiengeführter Weltmarktführer unterscheidet sich maßgeblich von der börsennotierter Aktiengesellschaften und kann als Benchmark für andere Unternehmen herangezogen werden. Dies ergab eine gemeinsame Studie von Prof. Dr. Simone Zeuchner (Hochschule Esslingen) und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. Die Studie untersucht, was die Governance dieser Familienunternehmen besonders macht und wie sie sich auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirkt.
Während es bereits zahlreiche Untersuchungen zur Corporate Governance börsennotierter Aktienunternehmen gibt, ist die vorliegende Studie die erste, die sich spezifisch mit den Besonderheiten familiengeführter Weltmarktführer auseinandersetzt. Die bemerkenswert offene Mitwirkung der Befragten zeigt, dass Corporate Governance für sie von großer Bedeutung ist. Die Unternehmen richten auch dann Aufsichtsgremien ein, wenn sie nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind. Diese werden mit echten Kompetenzen zur Wahrnehmung ihrer Aufsichtsfunktion ausgestattet. Besonders groß ist ihr Einfluss, wenn es um strategische Fragen und Entscheidungen über die Zustimmungskataloge bei Investitionen geht.
Besonderheiten der Aufsichtsgremien familiengeführter Unternehmen
Ein markanter Unterschied der Aufsichtsgremien familiengeführter Weltmarktführer zu denen der nicht familiengeführten börsennotierten Unternehmen liegt in ihrer Struktur. Die Weltmarktführer richten neben einem gesetzlich zu bildenden Aufsichtsrat häufig ein weiteres Gremium ein, das dann Beirat, Verwaltungsrat, Industriebeirat oder Familienbeirat heißt und die Zügel der Governance in der Hand hält.
Für börsennotierte Unternehmen spielen der Deutsche Corporate Governance Kodex DCGK und die Arbeitnehmermitbestimmung eine zentrale Rolle. Im Gegensatz dazu hat sich bei den familiengeführten Unternehmen eine komplexere Corporate Governance herausgebildet, was sich vor allem in der Besetzung und der Zusammenarbeit der Gremien zeigt. Schwierig wird es für börsennotierte Familienunternehmen, die hier einen Spagat zwischen institutioneller Regulierung und Familiengovernance machen müssen.
In der Regel zeichnen sich familiengeführte Unternehmen durch das Bestreben aus, das Werk über Generationen weiterzugeben. Das prägt die Unternehmens- und Aufsichtskultur und geht mit einer starken Wertorientierung einher.
Prof. Dr. Simone Zeuchner
Dafür spricht, dass ein Aufsichtsgremium zumeist dann gebildet wird, wenn ein Fremdgeschäftsführer eingesetzt wird, ein Generationenwechsel stattfindet oder weitere Gesellschafter aufgenommen werden. Neben Kompetenz spielt in den Entscheidungsgremien auch die Familienzugehörigkeit eine tragende Rolle. So ergab die Studie, dass sich Externe nur sehr schwer gegenüber dem Hauptgesellschafter durchsetzen können, selbst wenn sie dem Gremium vorstehen.
Des Weiteren kristallisierte Prof. Dr. Zeuchner verschiedene Erfolgsfaktoren heraus wie das richtige Rollenverständnis für die Gremienarbeit sowie die strategische Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Aufsichtsgremium und Geschäftsführung. Dies sei insbesondere in familiären Beziehungsgeflechten nicht immer selbstverständlich. Auch eine Kommunikationskultur, die auf Vertrauen, Offenheit, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Sachorientierung und Respekt basiert, sei für eine erfolgreiche Corporate Governance wesentlich.
Die Studie steht hier zum Download bereit.
Zur Autorin der Studie
Simone Zeuchner ist Professorin für Organisationsentwicklung an der Hochschule Esslingen, erfahrene Aufsichts- und Beirätin, seit neun Jahren Mitglied im Vorstand des Berufsverbands für Finanzexperten in Aufsichtsgremien (FEA e.V.) und Inhaberin der Corporate Governance Academy. Hier begleitet sie insbesondere junge Nachwuchsgesellschafter, aber auch gestandene Geschäftsleitungen und Gremienmitglieder in ihren speziellen Rollen in Familienunternehmen.
Über die KMPG
KPMG ist in mehr als 150 Ländern aktiv. Auch in Deutschland gehört das Unternehmen mit über 12.300 Mitarbeitern an 25 Standorten zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen.