Es ist kein Geheimnis, dass sich mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation schwer tun. Erst unlängst zeigte eine Studie der WHU auf, dass sich etwa 50% der Familienunternehmen für die digitale Transformation nicht gut vorbereitet fühlen.
Um es mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zu sagen. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Neun von zehn Unternehmen sieht die Digitalisierung als Chance. Dies wiederum zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahre 2019.
Die Gründe dafür klingen nach Ausreden: keine Zeit, keine personelle Verantwortung, kein Geld.
„So macht man keine Digitalisierungsstrategie“, mahnt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Damit die Weltmarktführer von heute auch in Zukunft an der globalen Spitze stehen, müssen sie jetzt in die Geschäftsmodelle von morgen investieren. Und das Geschäft von morgen ist digital.“
Achim Berg, Präsident von Bitkom
Das Vorzeigeunternehmen Viessmann, das dieser Tage gerne als Beispiel für eine geglückte und erfolgreiche Nachfolgeregelung zitiert wird, hat dies erkannt und treibt das Thema ganz massiv voran. Für Max Viessmann, Urenkel des Unternehmensgründers und Co-CEO, ist die Sache klar:
„Meine Aufgabe ist es nun, zusätzlich die digitale Perspektive einzubringen und aus diesen Erfahrungen kontinuierlich zu lernen. Denn wir müssen dafür sorgen, dass es uns in 100 Jahren auch noch gibt. In jedem Unternehmen schlummern Ideen und Kreativität. Das wird aber oftmals erst im Gespräch mit anderen deutlich.“
Max Viessmann, Co-CEO der Viessmann GmbH & Co. KG
Dafür hat sich Viessmann nun mit anderen Familienunternehmen und Mittelständlern zusammengeschlossen.
„Maschinenraum“ nennt sich die jüngst gestartete und vornehmlich von ihm initiierte Initiative. Aktuell wird diese von 14 weiteren Unternehmen unterstützt. Darunter finden sich Unternehmen wie Fiege, Knauf, Phoenix Contact oder Vestner.
Man spricht von einem geteilten innovativen Ökosystem, will heißen, Unternehmen tauschen ihre Erfahrungen und Herangehensweisen untereinander aus. Denn nicht selten sind die Herausforderungen der Unternehmen trotz unterschiedlicher Branche relativ ähnlich. Die Mitgliedsunternehmen teilen Infrastruktur, Ressourcen und Methoden, lässt Tobias Rappers in einem Gespräch mit der Zeitung DIE WELT wissen. Rappers selbst war zuvor für die Unternehmensberatung Roland Berger tätig.
Der „Maschinenraum“ findet sich in einer alten Schuhfabrik im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. Auf sieben Stockwerken verteilt finden sich Event- und Workshop-Flächen sowie Büros. Sieben der beteiligten Familienunternehmen haben dort auch ihre Digitaleinheiten untergebracht.
Man mag versucht zu sein, diese Initiative als Co-Working-Space abzutun, von denen es in Berlin und darüber hinaus mittlerweile nicht wenige gibt.
Der Maschinenraum will sich davon aber ganz bewusst abgrenzen:
„Wir sind eine offene Plattform vor allem für Familienunternehmen und weniger für Start-ups. Denn dort seien DNA und Kultur ähnlich. Daher gibt es keine Reibungsverluste.“
Tobias Rappers, Geschäftsführer der Maschinenraum GmbH
Bildquelle: Maschinenraum GmbH