Bayern und Sachsen sind Spitzenreiter beim erstmals ermittelten Bundesländerindex der Stiftung Familienunternehmen. Er untersucht und vergleicht Standortbedingungen für diesen Unternehmenstyp. Im föderalen System werden sie zu einem guten Teil von der jeweiligen Landespolitik bestimmt.
Die wichtigsten Ergebnisse: Am Ende des Rankings der Flächenländer finden sich Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Bei den Stadtstaaten schneidet Bremen schlechter ab, während Berlin und Hamburg beinahe punktgleich sind. Die neuen Bundesländer verteilen sich über die Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe im Ranking. Es gibt auch im Westen Länder, die erhebliche Standortdefizite aufweisen.
Ob Corona-Regeln, Home-Schooling oder digitale Verwaltung – die vergangenen beiden Jahre haben die Rolle des Föderalismus in Deutschland in den Vordergrund gerückt. Vier Landtagswahlen in diesem Jahr richten das Augenmerk zusätzlich auf die Stärken und Schwächen der 16 Bundesländer und auf die Güte der jeweiligen Landespolitik.
Fünf Indizes für die Standortqualität
Der erstmals vorgelegte Bundesländerindex der Stiftung Familienunternehmen untersucht die Standortqualitäten der deutschen Bundesländer. Das ZEW Mannheim hat unter Leitung von Professor Friedrich Heinemann eine Vielzahl von Einzelindikatoren betrachtet und gewichtet.
Daraus haben die Wissenschaftler fünf Indizes zusammengefügt: Steuern, Arbeit und Humankapital, Finanzierung, Infrastruktur und Institutionen. Die fünf Subindizes haben sie dann als gewichteten Durchschnittswert zu einem Gesamtwert zusammengeführt.
Der Bundesländerindex ist ein völlig neuer Beitrag zur Transparenz der Standortbedingungen in Deutschland. Damit können die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung dazulernen, Fehlentwicklungen korrigieren und Impulse aufnehmen. So haben sich die Väter des Grundgesetzes den Bundesstaat ursprünglich vorgestellt: als lernendes Wettbewerbssystem, bei dem Gutes von allen übernommen werden kann.
Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen
Die Autoren der Studie raten der Bundespolitik, besondere Aufmerksamkeit auf jene Länder im Westen zu lenken, die demografisch bedingt an Bevölkerung verlieren und auch an wirtschaftlicher Aktivität. Ressourcenverlust und geringer politischer Gestaltungsspielraum seien die Folge. Handlungsbedarf bestehe auch dort, wo eine hohe Steuerlast mit schlechten Noten in der Finanzverwaltung einhergehe. Mit Blick auf die Hochschulen im Westen wie im Osten komme es nicht nur darauf an, die jungen Leute anzulocken; sie sollten es nach Ende des Studiums auch attraktiv finden, zu bleiben.
Mit einer interaktiven Karte bietet die Stiftung Familienunternehmen die Möglichkeit, herauszufinden, wie das jeweilige Bundesland bei den verschiedenen Indizes abschneidet. Dabei kann ein sehr gut platziertes Flächenland punktuell einen Verbesserungsbedarf aufweisen. Und aus Unternehmenssicht kann wegen einer spezifischen Stärke ein Standort gute Chancen für Investitionen haben, der im Gesamtranking hinten liegt.
Bildquelle: Stiftung Familienunternehmen