Dina Reit (Familienunternehmen SK Laser) mit Dr. Marco Henry Neumueller

NextGen Talk mit Dina Reit über Laser, LinkedIn und die Liebe zur Kunstgeschichte

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Dina Reit ist Geschäftsführerin der SK Laser GmbH in Wiesbaden.

Marco Henry Neumueller: Liebe Dina, die SK Laser GmbH wurde erst im Jahre 2005 gegründet, ist also noch ein vergleichsweise junges Unternehmen. Was veranlasste Deinen Vater seinerzeit ein Unternehmen zu gründen?

Dina Reit: Mein Vater, Christoph Kollbach, war vor der Gründung der SK Laser GmbH als Geschäftsführer einer englischen Firma in Deutschland tätig. Dieses Unternehmen war auch im technischen Bereich aktiv. Mit 48 war er dann auf einmal auf Jobsuche und fragte sich: „Wie möchte ich meine Zukunft gestalten?“ Man muss erwähnen, dass er auch früher schon einige Male selbständig war. Als Student betrieb er eine Surfschule und hatte einen eigenen Surfer- und Skaterladen, später baute er dann eine Tankbaufirma auf, die sein Bruder weiterführte. Das Unternehmertum war ihm also nicht fremd. Sein Hauptantrieb, die SK Laser GmbH zu gründen, war vermutlich, wieder sein eigener Chef sein zu wollen. Außerdem gründete er zusammen mit einem Bekannten, der den technischen Part übernahm. Mein Vater war für den Wirtschaftsteil zuständig. Allerdings stieg der Bekannte meines Vaters relativ schnell nach der Gründung wieder aus, da seine Frau schwanger wurde und ihm die Selbständigkeit zum damaligen Zeitpunkt zu risikoreich erschein. Dann stand mein Vater alleine da.  

Marco Henry Neumueller: Du hast Dich entschieden 2019 als Trainee bei Deinem Vater einzusteigen und bist seit 2022 auch Geschäftsführerin. War es von Anfang Dein Wunsch, ins Familienunternehmen einzusteigen oder gab es einen besonderen Auslöser?

Dina Reit: Diesen Auslöser gab es tatsächlich. Während der Schulzeit war für mich klar, dass ich auf gar keinen Fall in das Unternehmen einsteigen werde. Ich habe dann nach dem Abi überlegt, was ich machen möchte und mich dann für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften entschieden, genau wie mein Vater. Parallel hatte ich aber immer auch diesen Traum, dass ich noch einmal Kunstgeschichte studieren möchte. Diesen Traum habe ich dann in die Realität umgesetzt. Ich habe hier in Frankfurt mein Wirtschaftsstudium beendet und parallel dazu Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Mein Ziel war es damals, Kuratorin zu werden. Ich hatte die Möglichkeit, in einem der Top 5 Museen Deutschlands ein längeres Praktikum zu machen und war Assistentin des Kurators. Während dieser Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass das überhaupt nicht meine Welt ist. Gründe dafür gab es mehrere, aber ich glaube, dass die Tatsache, dass ich mitbekommen habe, wie mein Vater hier im Unternehmen arbeitet, für mich letztlich das Ausschlaggebende war. Ich war ja schon während der Schulzeit hier im Büro und habe mitgearbeitet, habe geholfen Videos zu drehen, war auf unzähligen Messeauftritten dabei. Ich hatte also schon ganz viel Erfahrung sammeln können und wusste, wie mein Vater agiert. Es war schon ein schönes Gefühl, selbst eine Entscheidung treffen zu können, auch die Entscheidung, mit wem man zusammenarbeiten möchte. Mir wurde auch klar, dass, wenn ich mich für etwas entscheide und hart dafür arbeite, am Ende auch der Erfolg kommen wird. Ich arbeite also nicht für den Papierkorb, sondern ich weiß sehr genau, was meine Ziele sind und wofür ich etwas tue. Deswegen habe ich mich dann 2016 entschieden, dass mich mein Weg doch nicht in die Museumswelt führt, sondern ich Unternehmerin werde. Zwischen meiner Entscheidung, Unternehmerin zu werden und dem Einstieg in unser Unternehmen dauerte es nicht lang. Die Tatsache, dass bereits ein Unternehmen vorhanden war, die Infrastruktur, die Kunden, das Produkt und auch das Team, war für mich überzeugend. Hinzu kommt, dass ich auch die Gründung bei meinem Vater hautnah miterlebt habe. Ich war damals 13, jetzt bin ich 30. Ich habe das damals als eine sehr aufreibende, zwei Jahre dauernde Phase in unserem Familienleben erlebt. Mein Mann steckt derzeit in der Gründung und auch diese Phase ist hart. Ich bin heilsfroh, ins Unternehmen eingestiegen zu sein. Kurz davor habe ich noch einen Master in Management der EBS Universität gemacht.

Marco Henry Neumueller: Mit Dir ist die zweite Generation im Unternehmen aktiv. Welche Ziele hast Du Dir gesetzt und was hast Du mit dem Unternehmen in den nächsten 5 bis 10 Jahren vor?

Dina Reit: Zunächst möchte ich ein paar Sätze zum Unternehmen sagen. Es ist richtig, ich bin die zweite Generation. Für diese Generation ist es ja ganz typisch, dass da eine Professionalisierung des Unternehmens stattfindet. Mein Vater, als Gründer, hielt alle Fäden in seiner Hand. Es gab sehr wenig Hierarcheebenen und er traf alle Entscheidungen alleine. Das ist für Gründer mehr als typisch, die erst nach und nach ein Team aufbauen. Ich habe jetzt zum Beispiel angefangen weitere Hierarchieebenen einzuziehen. Wir sind zwar immer noch wenig hierarchisch, aber dennoch habe ich beschlossen bzw. glaube fest daran, dass mehrere Köpfe schlauere Entscheidungen treffen. Ich persönlich komme nicht aus dem technischen Bereich. Das heißt, ich brauche einen Produktionsleiter, ich brauche eine technische Leitung. Ich brauche also Menschen, auf die ich mich verlassen kann. Auch wenn wir hier sicherlich schon auf einem guten Weg sind, möchte ich, dass wir uns weiter entwickeln.

In Bezug auf unser Produkt glaube ich, dass wir in Deutschland derzeit nur auf Grund von technischer Exzellenz bestehen können. Wir haben im technischen Bereich starke Konkurrenz aus Asien, wo die Unternehmen schlichtweg deutlich günstiger produzieren können und Standardprodukte daher zu ganz anderen Preisen angeboten werden können. Wir stellen Lasermaschinen her. Wenn wir Lasermaschinen in Deutschland und aus Deutschland heraus verkaufen möchten, müssen diese Maschinen technische Exzellenz aufweisen. Gerade im Umfeld des Sondermaschinenbaus muss ich Sorge dafür tragen, dass wir einen top Service und einfach die beste Lösung anbieten.

Marco Henry Neumueller: So manche Vater-Tochter-Beziehung funktioniert schon auf der privaten Ebene nicht. Nun bist Du operativer Teil des Familienunternehmens zusammen mit Deinem Vater. Läuft das immer harmonisch ab und wie schafft ihr es, beruflich und privat zu trennen?

Dina Reit: Ich würde ja fast sagen, dass das nicht möglich ist das zu trennen. Als ich eingestiegen bin, war ich total unerfahren. Ich wusste noch nicht einmal, wie man ein Angebot anlegt, und ich bin mit diesen unendlich großen Erwartungen an mich selbst gestartet, dass ich innerhalb von kürzester Zeit alles kann, was mein Vater kann, der zu diesem Zeitpunkt schon Jahrzehnte Führungserfahrung hatte. Nach zwei Monaten war ich komplett fertig und fühlte mich gestresst.

Das war der Zeitpunkt, als wir uns dazu entschlossen hatten, eine Beraterin ins Unternehmen zu holen. Ich habe dann ein Traineeship bei uns begonnen und während dieser Zeit in der Produktion, in der Buchhaltung usw. mitgearbeitet. Ich habe gelernt, wie man unsere Maschinen aufbaut, was mir viel technisches Verständnis brachte. Ich habe auch in der Konstruktion elf Monate gearbeitet, was mich den Mitarbeitenden näher brachte und mein Selbstbewusstsein massiv stärkte. Das hat auch die Situation für mich entkrampft. Man muss wissen: Mein Vater und ich haben viele ähnliche Charaktereigenschaften. Wir sind uns vom Typ her recht ähnlich. Wir kommen gut miteinander klar, aber so nah wie wir uns durch diese Zusammenarbeit kamen, waren wir davor noch nie. Ich schätze das auch sehr.

Natürlich sind wir auch mal unterschiedlicher Meinung. Das ist vollkommen klar. Je mehr Verantwortung ich übernommen habe und dadurch logischerweise Dinge auch anders als mein Vater machte, desto mehr Spannungspunkte kann es geben.  Zu Beginn hatte ich noch keine großartige eigene Meinung zu allem. Ich muss zunächst viel lernen. Heutzutage sind wir schon häufiger mal an einem Punkt, dass mein Vater sagt, dass er etwas so nicht machen würde, aber er vertraut mir und lässt mich machen. Das braucht aber auch ganz viel Charakterstärke auf seiner Seite. Loslassen zu können ist nicht einfach. Die Beraterin, von der ich eben sprach, ist nach wie vor an Bord und wir treffen uns seit 2019 alle sechs bis acht Wochen zu einem halbtägigen Workshop zu dritt. Wir sprechen ganz offen über die Nachfolge und wie sie aktuell läuft. Beispielsweise haben wir einen Meilensteinplan aufgestellt. Wir sprechen darüber, wie das Testament oder der Gesellschaftervertrag aussieht, oder was ich noch lernen muss. Das ist auch der Schlüssel zum Erfolg, dass man fortwährend an der Nachfolge arbeitet und immer kommuniziert.

Marco Henry Neumueller: Was würdest Du anderen NextGens raten, die sich Gedanken über den Einstieg ins eigene Unternehmen machen?

Dina Reit: Das ist gar nicht so einfach. Mir fällt auf, dass viele Menschen sich besonders auf das Produkt oder die Dienstleistung konzentrieren und dann überlegen, ob darin ihr Herzblut steckt. Bei mir war das Herzblut eher die Kunst. Als ich dann aber im Museum gearbeitet habe, musst ich schnell feststellen, dass es von der Organisation, von den Menschen, von der Arbeitsweise gar nicht das ist, was mir entspricht und Freude macht.

Im Laser steckte jetzt nicht mein Herzblut, obwohl es ein ziemliches cooles Produkt ist, wenn man es einmal ganz von außen betrachtet. Aber die Art, wie im Maschinenbau miteinander umgegangen wird, die Menschen, die im Maschinenbau tätig sind, die Struktur, wie das Unternehmen SK Laser aufgebaut ist und wie ich in dieser Struktur agieren kann, das passt schon recht gut zu mir. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich etwas mehr vom eigentlichen Produkt löst und den Fokus vielmehr darauf legt, wie man und mit wem man arbeiten möchte und in welcher Branche man sich sieht.

Hinzu kommt, dass viele Nachfolgende einen unglaublichen Druck in sich spüren, innerhalb von sehr kurzer Zeit schon alles zu können. Familienunternehmen denken für gewöhnlich sehr langfristig und so sollte man auch bei seiner eigenen Nachfolge eher langfristig denken. Die Arbeitsweise der älteren Generation ist einfach eine andere wie in meiner Generation. Mein Vater hat in der Gründerzeit so viele Stunden geschuftet, so wenig Urlaub gemacht und so viele Wochenenden durchgearbeitet, wie er es heute nicht mehr tut, und ich auch nicht. Das hat mich damals schon ziemlich abgeschreckt, da ich immer dachte, ich muss genauso arbeiten wie mein Vater. Aber ich durfte lernen, dass man Dinge umstellen kann, man kann auch Arbeitsweisen verändern und anpassen. Nichts ist in Stein gemeißelt, alles ist im Fluss. Dennoch muss einem eines klar sind: Familienunternehmertum heißt, Verantwortung zu tragen.

Marco Henry Neumueller: Du bist seit einiger Zeit sehr aktiv auf LinkedIn. Wie nutzt Du die Plattform und wie erklärst Du Dir Deinen besonderen Erfolg dort?

Dina Reit:  Mit LinkedIn habe ich im Corona-Jahr 2020 angefangen, als wir als Aussteller nicht mehr auf Messen gehen konnten. Davor waren wir als Aussteller auf 13 Messen pro Jahr. Das war ziemlich viel und auch ein Kraftakt für uns; aber darüber haben wir unsere Neukunden gewonnen. So ein Laser hat eine Lebensdauer von etwa 10 bis 20 Jahren. Da ist es dann schon ein Thema, immer wieder neue Kunden zu finden. Irgendwann habe ich dann mit LinkedIn angefangen und das Medium entspricht total meiner Natur. Es ist ein soziales Netzwerk, bei dem viel über Texte passiert, d.h. man kann Texte ausformulieren. Es ist kein Medium, wo lediglich ein 15-Sekunden-Video oder lediglich ein Bild zählt. Das finde ich schon mal gut. Und dennoch ist auch immer ein visueller Charakter dabei. Ich erkläre gerne Dinge in Videos oder veranschauliche Sachverhalte über Bilder. LinkedIn macht mir großen Spaß und ich finde die Community, die ich da vorgefunden habe, gut. Alle sind mit Klarnamen unterwegs und es gibt keine „Trollkultur“. Anfang 2021 hatte ich dann das erste Mal einen wirklich viralen Beitrag, der über 10.000 Likes erhielt. Mit diesem Auslöser habe ich danach LinkedIn strategisch genutzt. Ich habe mir vorgenommen, einmal pro Woche etwas zu posten. Zwischenzeitlich habe ich mir einen Redaktionsplan geschrieben. Aber: Ich mache nach wie vor alles selbst. Außer bei den Videos, da habe ich natürlich Hilfe. Irgendjemand muss mich ja filmen und die Filme hinterher schneiden.

Ich glaube der Erfolg auf LinkedIn kommt daher, dass ich das bin, die da schreibt, kein Kommunikationsberater. Das sind die Gedanken einer 30jährigen Geschäftsführerin in einem Familienunternehmen. Die Leser schätzen diese ehrlichen Gedanken und dass ich authentisch bin. Und klar: Eine Frau im Maschinenbau, die technische Videos postet ist eine Besonderheit. Meine Videos, in denen ich Laserversuche zeige, stechen ebenfalls aus der Masse hervor. LinkedIn ist eine Art Hobby geworden. Ich bespiele diese Plattform nun sehr regelmäßig. Mich interessiert, wie der Algorithmus von LinkedIn funktioniert, wann die beste Zeit für ein Post ist. Ich analysiere die Zahlen und überlege mir dann, was ich verbessern und wie ich meine Zielgruppe noch besser erreichen kann. Die harte Arbeit zahlt sich auch in diesem Punkt aus und ich freue mich darüber.

Marco Henry Neumueller: Ganz herzlichen Dank, liebe Dina, für dieses sympathische und offene Gespräche.

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