FiFo Manager hautnah: Dr. Britta Giesen

FiFo Manager hautnah: 10 (in)diskrete Fragen an Dr. Britta Giesen, Pfeiffer Vacuum

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Dr. Britta Giesen ist CEO der Pfeiffer Vacuum Technology AG in Aßlar.

  • Was fasziniert Sie an Familienunternehmen?

Zweifelsohne gibt es in Familienunternehmen eine viel größere Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Unternehmen, oft auch mit der Familie. Die Familie lebt es vor, dass das Wohlergehen des Unternehmens hart erarbeitet werden muss, und sind so den Mitarbeitern ein Vorbild. Es fühlt sich deutlich stärker an wie eine Schicksalsgemeinschaft der Unternehmer und Mitarbeiter, als es in einem börsennotierten Unternehmen üblich ist.

  • Was sind die größten Herausforderungen, die sie derzeit auf Familienunternehmen zukommen sehen?

In der Vergangenheit haben sich viele Regulierungen nur auf börsennotierte Unternehmen bezogen. Dies folgte der Annahme, dass Familienunternehmer von sich aus motiviert sind, das Beste für Ihr Unternehmen und seine Stakeholder zu tun. Nun gibt es zunehmend Regulierungen, die auch Familienunternehmen betreffen. Dies ist eine neue Dimension von Anforderungen, die sicher viele Familienunternehmen als ungerechtfertigte Einmischung empfinden werden.

  • Was ist das Geheimnis Ihres beruflichen Erfolgs?

Integrität ist in der heutigen Zeit sicher ein zunehmend wichtiger Faktor, da die Anforderungen an Governance und Compliance global betrachtet fast täglich wachsen.  Sehr wichtig für die Mitarbeiter ist Authentizität der Führungskräfte, da ein Mangel daran zu Unsicherheit führt. Um die richtigen Entscheidungen zu fällen braucht es vor allem Teamarbeit. Ich entscheide auch als CEO ungern allein und brauche mein Team mit dabei. Wenn wir die Entscheidung gemeinsam gefällt haben, ist die Verlässlichkeit in der Umsetzung zudem deutlich größer. Und schließlich: Resilienz. An mangelnder Resilienz scheitern leider viele Karrieren.

  • Was macht eine gute Führungskraft aus?

Eine gute Führungskraft macht zunächst einmal die Fähigkeit aus, generell zu delegieren, aber immer einzuspringen, wenn irgendetwas einem Mitarbeiter über den Kopf wächst. Dazu braucht es Agilität, ein breites Wissen im Verantwortungsbereich und Gelassenheit, schließlich konzentriert man sich stets auf die kritischen Fälle. Auch ist es wichtig, sich mit jedem Mitarbeiter auseinanderzusetzen, seine Stärken und Schwächen zu verstehen und ihn dementsprechend angemessen zu unterstützen. Je weiter oben in der Hierarchie kommt natürlich noch die Beobachtung der Entwicklungen in Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft und die Erarbeitung der richtigen Antworten darauf dazu.

  • Welchen Misserfolg in Ihrem Leben würden Sie gerne vergessen und was haben Sie daraus gelernt? 

Einen großen Misserfolg benennen kann ich eigentlich nicht, es sind eher viele einzelne Lernerfahrungen die zusammenkommen und mich vor allem dazu geführt haben, bestehende Strukturen und Prozesse immer schnell zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren. Oft gibt das den Mitarbeitern mehr Sicherheit, als in Strukturen zu arbeiten, die ihnen selbst nicht sinnvoll erscheinen.

  • Wenn Sie mit dem Wissen von heute beruflich nochmals neu starten könnten, was würden Sie anders machen?

Wenn ich heute noch einmal beruflich starten könnte, sähe die Welt ganz anders aus. In meiner Karriere war ich fast immer die ranghöchste Frau weit und breit und damit ein Paradiesvogel, der unter besonderer Beobachtung stand. Ich glaube, trotz einer fortbestehenden Ungleichheit hat sich viel getan und man ist als Frau heute nicht mehr so exotisch im Management.

  • Welche Eigenschaft schätzen Sie an Menschen am meisten?

Integrität und Ehrlichkeit. Das ist die absolute Basis einer sinnvollen Zusammenarbeit und ohne diese funktioniert es nicht. Nur wenn meine Mitarbeiter mir ehrlich sagen, wobei sie Hilfe brauchen, kann ich sie richtig unterstützen.

  • Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne einen Tag tauschen?

Ein Tag ist eigentlich zu kurz, um etwas zu bewirken. Ich wäre gerne mal eine Legislaturperiode Kultusministerin – da ich nichts vom föderalen System in der Bildung halte, gerne für Deutschland, hilfsweise in NRW – um in unserem Schulsystem wieder das Lernen und den Respekt in den Vordergrund zu stellen und der Vielfältigkeit der Kinder und jungen Menschen gerecht zu werden, die wir in unserem Schulsystem bestmöglich entsprechend ihrer Fähigkeiten bilden sollten.

  • Was machen Sie um zu entspannen und Stress abzubauen?

Gerne sehr viel Sport (Tennis, HIIT, Krafttraining), aber auch Wellness und vor allem: Gespräche mit Freunden.

  • Was ist Ihr Lebensmotto?

If what you have done yesterday still looks big to you, you haven’t done much today (M. Gorbatchov). Nicht auf Erfolg ausruhen, größere Herausforderungen suchen. Das finde ich so gut ausgedrückt darin.