Man mag bei dieser Überschrift versucht sein, sich zu fragen, warum man häufig genug liest, dass in Deutschland viele Familienunternehmen ohne Nachfolger dastehen oder dass die Nachfolgesituation als solche alles andere als trivial zu sein scheint.
Lassen wir doch für einen Moment die Zahlen sprechen: Allen Unkenrufen zum Trotz stieg die die Übernahmebereitschaft in den vergangenen zehn Jahren im Mittel um 91 Prozent an. Gleichzeitig bringt die Next Generation unternehmerisches Selbstbewusstsein mit.
Die vom Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FiF) in Kooperation mit der Stiftung Familienunternehmen durchgeführte Studie „Deutschlands nächste Unternehmergeneration“ ist ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt, innerhalb dessen in den vergangenen zehn Jahren deutschlandweit umfassende Datenerhebungen durchgeführt wurden. Nach Erhebungen in den Jahren 2010, 2012, 2015 und 2017 führt die aktuelle Studie im Jahr 2019 die empirische Exploration der Werthaltungen, Einstellungen und persönlichen Zukunftspläne der 16- bis 40-jährigen Vertreter der nächsten Generation in Deutschlands Familienunternehmen mit fort. Es handelt sich mit 1.625 Befragungen um die umfangreichste Untersuchung in Deutschland.
„Deutschlands nächste Unternehmergeneration ist besser ausgebildet denn je und für verschiedene Optionen offen. Potenzielle Nachfolger können als Geschäftsführer, Beiräte oder Gesellschafter wichtige Funktionen übernehmen. Die Nachfolgemodelle sind in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Unabhängig von der Rolle, die sie später einmal übernehmen, fühlen sich die potenziellen Nachfolger mit dem Familienunternehmen eng verbunden.“
Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen
Die nächste Generation in Deutschlands Familienunternehmen verfüge nach dieser Studie über zentrale Werte wie Eigenverantwortung, ein intaktes soziales Umfeld sowie ein gesundes Maß an Leistungsorientierung. Wert lege der Nachwachs auf Individualität und Selbstverwirklichung. Ein unternehmerisches Selbstvertrauen entwickle sich bereits in jüngeren Jahren. Hinzu komme, dass sich diese Generation durchaus in der Lage fühle, ein Unternehmen erfolgreich zu leiten. Außerdem sei Deutschlands nächste Unternehmergeneration sehr unternehmerisch eingestellt und verfolge größtenteils eine Karriere im eigenen Unternehmen – alternativ möchte sie ein eigenes Unternehmen gründen. 71 Prozent der Befragten sehen es als sehr wahrscheinlich an, bis zum 40. Lebensjahr Geschäftsführer des Unternehmens zu sein.
In der Digitalisierung und Zusammenarbeit mit Start-ups sehe die nächste Generation enorme Chancen. Dabei gehe es insbesondere darum, digitale Lösungen (75 Prozent der Befragten) und neue Geschäftsmodelle (62 Prozent der Befragten) zu entwickeln. Man nehme dabei bewusst die kulturellen Unterschiede der Start-up Szene im Vergleich zu einem etablierten Familienunternehmen in Kauf.
Als eine der größten Herausforderungen wird jedoch der Arbeits- und Fachkräftemangel gesehen. Nicht selten sind die Hidden Champions in eher ländlicher Gegend zu finden und sind durch nach wie vor eher klassische Arbeitszeitmodelle teilweise wenig attraktiv. Der Unternehmensnachwuchs macht sich daher intensive Gedanken um die Mitarbeiterrekrutierung und -bindung.