Florian G. Schauenburg ist geschäftsführender Gesellschafter der SCHAUENBURG International Group in Mülheim an der Ruhr.
Marco Henry Neumueller: Schauenburg International ist ein strategisches Beteiligungsunternehmen, doch die Ursprünge wurden 1954 von Hans-Georg Schauenburg in Mülheim gelegt. Wie kam es zu dieser Entwicklung, dass Sie heute ein Beteiligungsunternehmen sind und was ist aus dem Familienunternehmen geworden?
Florian G. Schauenburg: Als mein Vater die Schauenburg Gruppe in den Nachkriegsjahren gründete, produzierte er die von ihm patentierten flexiblen Bewetterungsschläuche fast ausschließlich für den Bergbau. Das war in den 1950er Jahren die dominierende Branche zusammen mit der Montanindustrie im Ruhrgebiet. In den folgenden Jahrzehnten gab es eine starke Entwicklung der Märkte und eine Verlagerung der industriellen Schwerpunkte. Dem trug die Gruppe durch entsprechende Diversifikation Rechnung – sowohl im Produkt- als auch geographischen Bereich. Im Zuge des Branchensterbens beschlossen wir, unser Portfolio weiter zu fassen und im Sinne einer Risikostreuung in andere Märkte und Produkte zu investieren.
Vor rund 25 Jahren kam es dann zum Generationswechsel durch meinen Bruder und mich und Anfang der 2000er splittete man die Schauenburg Gruppe in zwei eigenständige Konzern-Holdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Heute konzentriert sich die Schauenburg Technology SE meines Bruders auf die weltweite marktführende Produktion und den Vertrieb von flexiblen Schläuchen für alle Schlüsselindustrien, während ich mich mit der Schauenburg International GmbH dazu entschieden habe, die bereits breite Streuung der anderen Tätigkeiten zu nutzen und zu erweitern. Als Beteiligungsgesellschaft stärkt die SCHAUENBURG International führende Industrieunternehmen und fördert zukunftsweisende Technologien nachhaltig und wachstumsorientiert. Das Portfolio beruht derzeit auf den sechs Verticals Safety, Analytics, Automation, Environmental, Space und Industrial mit dem Fokus auf hoch technologische Nischen. Wir initiieren als strategischer Investor dynamische Transformationsprozesse und unterstützen unsere Portfolio-Unternehmen als strategischer Partner bei der Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle. Unser Ziel ist es, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Wirtschaftlichkeit mit den zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen in Einklang bringen. Unsere Lösungen schaffen Werte für zukünftige Generationen. In diesen Werten wird die Tradition des Familienunternehmens sehr lebendig. Wir nennen das „Family Equity“.
Marco Henry Neumueller: Wenn man Private Equity hört, denkt man sofort an „Heuschrecken“. Wie ist Ihre Investitionsstrategie? Investieren Sie langfristig? Gehen Sie in eine Minderheits- oder Mehrheitsbeteiligung?
Florian G. Schauenburg: Wir sind eben nicht Private Equity, sondern eher „Family Equity“, also eine Kombination aus langfristigem Partner und Investor mit einem entsprechenden Wertesystem. Grundsätzlich folgen wir der Buy&Build-Strategie, sprich wir investieren ausschließlich langfristig und sind sehr auf die nachhaltige und partnerschaftliche Entwicklung der einzelnen Portfolio-Unternehmen bedacht. Unser Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf Mehrheitsbeteiligungen. Zusätzlich investieren wir mit SCHAUENBURG Ventures auch in junge disruptive Technologien, die unser Core-Portfolio mit innovativen Ideen bereichern und das Portfolio sinnvoll ergänzen. Damit grenzen wir uns klar von kurzfristig gedachten fond-getriebenen Investments ab. Denn wir streben bei unserer Investitionsstrategie nachhaltiges Wachstum an. Unser Erfolg basiert auf verantwortungsbewusstem Fortschritt und zukunftsfähigen Innovationen. Somit sind wir ein interessanter Wachstums- und Nachfolge-Partner. Wir bieten Stärke, internationale Marktkompetenz und entsprechendes Netzwerk. Und irgendwo auch einen „safe haven“ für Unternehmer mit Herzblut.
Marco Henry Neumueller: Wie viele Unternehmen sehen Sie sich im Schnitt pro Jahr an und in wie viele investieren Sie?
Florian G. Schauenburg: Wir sind durchgehend und möglichst sehr strukturiert auf der Suche nach neuen, spannenden Investitionsmöglichkeiten und kommen dabei mit sehr vielen Multiplikatoren zusammen. In der Regel ist es eine Dreiteilung in proaktiven strategischen Research, externer Input und auch zu Teilen „opportunistisches Prinzip Zufall“, d.h. wo der Markt zu uns kommt. Das erfordert ein strukturiertes Screening. Eine verbindliche durchschnittliche Zahl gibt es sicher nicht, da es oft nicht normalverteilt ist. Als Guideline nehmen wir uns aber eine Übernahme im small/mid cap Bereich pro Jahr vor, ergänzt um mehrere kleinere strategische oder Venture Investments. Um dies zu erreichen muss man sich doch so einiges ansehen und zum Teil die eine oder andere Due Dilligence machen. Und wir sind eben auch offen für „Neues“.
Marco Henry Neumueller: Wenn Sie den Blick nach vorne richten. Wo wollen Sie in 5 bis 10 Jahren stehen?
Florian G. Schauenburg: Gesund gewachsen mit einer soliden Kapitalausstattung für weiteres Wachstum und einer durchschnittlichen Konzern-Rendite von > 10%. Dabei wollen wir in allen unserer Verticals wachsen und vor allem unsere Portfolio-Kompetenz in neueren Bereichen wie Environmental und Space ausbauen. „Gesund“ ist dabei der Schlüssel-Begriff. Wir haben keinen Anlage-Druck.
Marco Henry Neumueller: Immer mehr asiatische Konzerne und Beteiligungsunternehmen investieren in deutsche Schlüsseltechnologien. Wie steht es Ihrer Meinung nach um den deutschen Mittelsand?
Florian G. Schauenburg: Die Situation des Deutschen Mittelstands und damit der Familienunternehmen ist gut und solide. Asiatische Konzerne und ihr Investment Appetit in Deutschland hat damit meines Erachtens nichts zu tun, da wir in einer freien wirtschaftlichen Welt leben. Ob nun ein amerikanisches oder ein asiatisches Unternehmen einen deutschen Mittelständler übernimmt, ist dabei meines Erachtens unerheblich. Viel wichtiger ist, dass wir in Deutschland politische und rechtliche Rahmenbedingungen vorfinden, dies es vielmehr dem Mittelständler erlaubt gut zu gedeihen, so dass es gar nicht erst zu einem Verkauf kommen muss.
Marco Henry Neumueller: Bitte vervollständigen Sie den Satz: An Familienunternehmen fasziniert mich…
Florian G. Schauenburg: …die unternehmerische Flexibilität, Freiheit, Verantwortung und Risikobereitschaft.
Marco Henry Neumueller: Ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch.