Stefan Eishold ist CEO der ARCUS Capital AG in München.
Marco Henry Neumueller: Was fasziniert Sie an Familienunternehmen?
Stefan Eishold: In erster Linie sind es die Unternehmerpersönlichkeiten, die dahinter stehen. Sie verkörpern diese spezielle werteorientierte Führungskultur die man sonst kaum noch antrifft. Um ein Familienunternehmen erfolgreich führen zu können, muss man seine Entscheidungen mit großem Weitblick treffen. Diese langfristige Orientierung unterscheidet Familienunternehmen grundlegend von der Konzernwelt die sich vorrangig auf die Maximierung kurzfristiger Gewinnziele fokussiert.
Marco Henry Neumueller: Sie stehen der ARCUS Capital als CEO vor. Wodurch unterscheidet sich diese Beteiligungsgesellschaft von anderen und in welche Unternehmen investieren Sie?
Stefan Eishold: Wir nennen unseren Ansatz Family Equity. Investiert wird nicht über eine Fondsstruktur sondern mit eigenem Geld und dem von vermögenden Privatpersonen. Da wir selbst Unternehmer sind, können wir mit den Firmenverkäufern auf Augenhöhe verhandeln. Uns interessieren dabei grundsätzlich nur profitable, wachstumsstarke deutsche Mittelständler, die wir mit unseren Ideen und Erfahrungen weiterbringen wollen, und zwar langfristig. Wir fokussieren uns dabei auf das Umsatzwachstum, nicht auf Kostenoptimierung. Bei vielen Investments arbeiten wir mit einem offenen Zeithorizont, haben also keinen Exit Druck.
Marco Henry Neumueller: Bei vielen Familienunternehmen steht in den nächsten Jahren die Nachfolge an. Wann sollte eine Unternehmerfamilie über eine externe Nachfolge nachdenken und welche Vorteile kann eine solche bieten?
Stefan Eishold: Man sollte sich etwa 3 Jahre vor dem geplanten Rückzug mit dem Thema beschäftigen. Die Vorbereitung dauert ein halbes Jahr, die Suche ein Jahr und der Übergang rund 1,5 Jahre. Die interne Lösung ist meistens die beste, wir kommen ins Spiel wenn die nicht gelingt oder nicht gewünscht ist. Mit uns kann dann die Nachfolge über unsere vielfältige Erfahrung mit solchen Situationen sauber geregelt werden und die Familie kann minderheitlich beteiligt bleiben.
Marco Henry Neumueller: Wenn man an Private Equity denkt, denkt man allzu oft an eine kurze Haltedauer. Wie lange halten Sie ihre Portfoliounternehmen?
Stefan Eishold: Wir müssen nicht verkaufen und können denken wie ein Familienunternehmen. In Absprache mit den anderen Gesellschaftern verkaufen wir aber auch durchaus mal. In der Regel nach 5-7 Jahren.
Marco Henry Neumueller: Was glauben Sie, welche Auswirkungen werden die aktuellen geopolitischen Entwicklungen auf den Private Equity-Markt in Deutschland haben. Rechnen Sie mittelfristig mit einem größeren Dealflow?
Stefan Eishold: Der Dealflow ist enorm hoch und das wird auch so bleiben. Rezessions- und Inflationsängste werden zu niedrigeren Bewertungserwartungen auf Seiten der Käufer führen, während die Verkäufer unverändert hohe Preisvorstellungen beibehalten. Deswegen werden in nächster Zeit einige Verkaufsprozesse platzen
Marco Henry Neumueller: Welche/r bekannte/r Familienunternehmer/in imponiert Ihnen am meisten und warum?
Stefan Eishold: Hubert Burda. Weil er sehr früh die Chancen der Digitalisierung erkannt hat und seine Mediengruppe trotz des damaligen Erfolges im traditionellen Geschäft frühzeitig entsprechend ausgerichtet hat.
Marco Henry Neumueller: Herr Eishold, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch.